Я была в Санкт-Петербурге, это было здорово!!! Я люблю Россию!!!
Jajaja, wir waren in Russland. Das Wochenende vom ersten Mai. Endlich. Und ich untreue Seele bereute schon ein wenig, „nur“ nach Riga gegangen zu sein. Nichts gegen Riga. Riga ist wunderschön und toll aber Sankt Petersburg ist phantastisch. 5 Mio. Einwohner, 1000e Kirchen und Schlösser, die Eremitage…
Samstag früh, 7:30 Uhr, Abfahrt an der Faculty of Managemant and Economics. 70 Erasmusstudenten steigen gespannt in den Doppeldeckerbus, Sandra, Anke, Henrike und ich (oder Сандра, Анке, Хенрике und Сабрина, wie wir laut Visum heißen) sicherten uns sofort die Pole-Position zwecks Beinfreiheit, da wir zwei (lange) Nächte im Bus verbringen würden. Diesen Gedanken beiseite geschoben fuhren wir erstmal guter Dinge raus aus dem schönen Riga, vorbei an uns längst bekannten Birken-Nadelbaummischwäldern und kleinen lettischen Dörfern ins beschauliche, dank seiner Sprache nicht wirklich ernstzunehmende Estland um von dort aus die Festung Europa zu verlassen und nach Russland einzureisen. Das Visum im Reisepass waren wir eigentlich alle bereit das Grenzprozedere über uns ergehen zu lassen. Als wir dann allerdings die gewaltige Grenzanlage erreichten, war uns dann doch mulmig. Bilder zu machen wurde uns strengstens untersagt (wie man sieht). Als der estnische Beamte zunächst den Bus betrat war alles ganz harmlos, er vollzog bei jedem eine Pass- und Gesichtskontrolle und pickte ein paar Pässe heraus, darunter auch die amerikanischen. Bei Maggies Pass schien etwas nicht zu stimmen und wir befürchteten schon, sie müsse da bleiben, Santa versicherte aber schriftlich, dass sie an der LU Riga studiere und dann durfte sie aus der EU mit uns ausreisen. An der russischen Grenze hieß es dann, alle Koffer und Taschen packen, raus aus dem Bus, Einreiseformular ausfüllen, Pass kontrollieren und stempepln, Taschen durchleuchten und Bus durchsuchen lassen und dann waren wir angekommen, in der Russischen Föderation. Ich durfte natürlich noch mal zurück zur Grenzbeamtin, da sie mir den falschen Zettel, nämlich nicht den Ausreise, sondern den Einreisebogen zurückgab. Wer weiß, wenn ich das nicht bemerkt hätte, säße ich vielleicht jetzt noch an der Grenze um den anderen Zettel zu suchen^^. Dann gings los auf russischen „Straßen“. Ich weiß nicht, ob ich an dieser Stelle schon über lettische Straßen abgelästert habe, aber russische sind unschlagbar. Der Busfahrer fuhr mehr auf der linken als der rechten Seite um diesen Kratern auszuweichen…
Eine Stunde nach dem Grenzübertritt waren wir dann in Pskow (Псков), eine, für russische Verhältnisse, Kleinstadt (ca. 200 000 Einwohner). Wir bekamen eine Stadtführung durch den Pskower Kreml, der größten Kathedrale und Erläuterungen zur Historie dieser Stadt. Danach gab es Lunch. Wir spekulierten auf Блины, Вареники oder Пельмени, wurden dann aber im „Bierhoff“ eines besseren belehrt. Für die Carnivoren unter uns gab es Schaschlik mit Kartoffelecken und Gemüse, die Vegetarier erhielten eine Reispfanne. Danach fuhren wir mit dem Bus zum Ort der nächtlichen Party und wurden in die Freizeit entlassen. Sandra kaufte sich im Adidas Outlet erst mal eine neue Jacke, da ihre alte beim Waschen kaputt ging. Danach deckten wir uns im Supermarkt mit Lebensmitteln ein und liefen durch Pskow. Gibt eigentlich nicht viel zu erzählen, russische Kleinstadt eben. Einzig die Einwohner Pskows erschienen verwirrt durch den Gebrauch fremder Zungen in ihrem beschaulichen Örtchen. Nun gut, mein Russisch sollte ja auch endlich mal zum Einsatz kommen! Gegen halb 12 Ortszeit (halb 10 MESZ) machten wir uns auf den Weg in den Diskokomplex Супер. Kinderparty vom feinsten. Deutsches Bier und billigen Wodka (Wodka-O nur 60 Rubel, also ungefähr 1,50 Eur) und Musikvideos zum Davonlaufen, als wir nach 1,5 Stunden genug davon hatten, so zu tun, als würde uns das ganze Spaß machen, gingen wir auf die Toilette um uns die Zähnchen zu putzen. Dort trafen wir auf 16-jährige Mädels, die unsere Sprache erkannten und versuchten mit uns ins Gespräch zu kommen: Die Zeit meines ersten richtigen Russischeinsatzes war gekommen, da ich in unserer Gruppe diejenige war, die immer noch am meisten Russisch kann (also ein bisschen mehr als nichts^^) und die Mädels außer ein paar Wörtern deutsch auch kein Englisch konnten. So wollten sie natürlich erstmal wissen, was wir hier in Pskow machen und wieso wir uns die Zähne auf dem Klo putzten. Dann ging das Gespräch noch um uns und sie im Allgemeinen, Boyfriends (wie immer, wenn Mädels quatschen) und wie man das Land des Anderen denn so finde. Danach gingen die viel zu jungen Mädels auf die Party zurück und wir in unseren Bus. Gottseidank waren wir mit Kissen und Decken vorbereitet. Nach einer gefühlten Ewigkeit gegen halb 4 kam auch der Rest an und die Reise ging weiter. Das Schlafen war unangenehm und jedes Mal, wenn sich eine von uns beiden drehte, dreht sich die andere mit.
Gegen halb 8 trafen wir dann in Sankt Petersburg ein. Da wir vor dem Hotel, in dem wir die folgenden 2 Nächte verbringen sollten, hielten, nutzten wir die Chance uns auf dem Klo frisch zu machen, so gut dies eben ging. Danach erhielten wir ein Frühstück im Bus und beobachteten die Aufstellung der Kommunisten zu ihrer 1. Mai Parade. Es waren auch noch andere Gruppierungen anwesend („Gerechtes Russland“ (oder so, mein Russisch ist ja nicht so super) und die Panslawisten), aber die Kommunisten „beeindruckten“ mit ihren Stalinplakaten doch am meisten. Dann gings auf Bustour durch die Stadt, geleitet von Наталия. An vielen Hauptpunkten durften wir aussteigen, wir hielten auch vor einem Souvenirladen und am Ende der Tour erwartete uns ein 4-Gänge Menü, allerdings das letzte Essen, was im Preis inbegriffen war. Den Kartoffelsalat überließ ich großzügig Henrike, die Gemüsesuppe, das Hühnchengeschnetzelte mit Reis und Krautsalat und das Eis aß ich aber selbst. Danach ging es endlich ins Hotel. Nett, wie ich bin überließ ich zunächst mal Sandra die Dusche. In der Zwischenzeit räumte ich meine Sachen aus, dekorierte das Zimmer mit im Souvenirshop erstandenen Postkarten und der Mini Matrjuschka und checkte das Fernsehprogramm. Und dann war es soweit, ich konnte endlich duschen. Danach war erst mal noch ein halbes Stündchen Siesta angesagt und dann gingen wir los, die Umgebung zu erkunden. Wir wohnten am Невски Проспект, der Einkaufs- und Prachtstraße in St. Petersburg. Es wurde auch schon alles für den 09. Mai, Tag des Sieges, geschmückt. Abends wollten wir dann in der Riesengruppe weggehen, allerdings war der Eintritt in die Disko dann so teuer und wir nicht unbedingt in Tanzlaune, sodass wir nach einer Stunde oder so wieder gegangen wären, dass wir dann beschlossen, uns von der Gruppe zu trennen, uns eine Bar oder sowas zu suchen und gingen. Tramfahren. In Russland. Wo gibt’s denn bitte die Tickets? Ah, bei der freundlichen, monolingualen Verkäuferin. Aber es klappte dann ganz gut, außer, dass ich mehr für die Tickets bezahlen wollte (ich muss echt nochmal die hunderter durchgehen, eigentlich ist das ja nicht so schwer) und sie hat uns auch gefragt, wo wir hinwollen und uns dann fast nervös darauf hingewiesen, das wir unbedingt aussteigen müssen an der nächsten Haltestelle. Gottseidank, wären wir sonst nämlich nicht und die Tram wäre mit den deutschen Touris irgendwohin abgebogen… Nachdem wir ergebnislos ein offenes Pub oder sowas in Hotelnähe suchten (es war 12, Russland ist nicht Spanien…) und auch McD geschlossen war, gingen wir zu KFC. Kann man schon mal machen, war aber nicht der Burner. Danach sind wir ins Hotel und quatschten stundenlang, wie Frauen das eben machen.
Am nächsten Tag, nach einem entspannten Frühstück, fuhr der Bus ab zum Peterhof, der Sommerresidenz der Zaren ab Peter dem Großen. Das Versaille von Russland. Wir waren allerdings nur im unteren Park, dem englischen Garten. Es gab dort mehr oder weniger wildwachsende Bäume und soweiter, was jetzt nicht ganz so an Versaille erinnert. Alle, die schon mal in Versaille waren, meinten, so toll wie Versaille sei es nicht. Ich glaube ja auch eher, dass der obere Garten eher an Versaille erinnert. Trotz der verbalen Attacke mancher Versaillefanatiker war ich begeistert. Die Pracht, der Glanz und der Prunk der Zarenzeit sind wohl nirgends so gut erhalten wie in den Schlössern. Die Brunnenanlagen und der Hauptbrunnen, der auch als Anlegestelle diente, da man das Schloss zunächst nur auf dem Wasserweg erreichte, die ganzen Schlösschen im Park. Wunderschön. Nur schade war, das das Wetter nicht so mitspielte, es war etwas kalt und noch nichts blühte. Nach dem Nachmittag im Peterhof ging es in die Stadt in eine schöne Fussgängerzone, auf einer der 1000 Inslen, aus denen St. Petersburg besteht. Sie war echt schön, am faszinierensten fand ich allerdings ein etwa 3 Jahre altes Kind, was mit einer Schaufel bewaffnet war, die größer als es selbst war, und mit dieser eine Taube jagte und versuchte ihr eins draufzugeben. Leider, oder zum Glück für die Taube, stellte sich das Kind etwas ungeschickt an. Später gingen wir dann auf eine Boottour, wo wir das wunderschöne St. Petersburg noch mal vom Wasserweg aus bestaunen durften. Gegen halb 11 im Hotel angekommen, war keiner wirklich in der Lage noch einmal wegzugehen und so trafen wir uns auf ein Bierchen bei uns. Ich trank zum ersten Mal ein ganze Flasche Bier. Baltika. War okay, aber nicht so toll, dass ich es noch mal brauch. Nach erhitzten politischen Diskussionen gingen wir dann aber ins Bettchen.
Der nächste Tag sollte der letzte in St. Petersburg sein. Wir gingen in die Eremitage, eines der größten Kunstmuseen weltweit. Zwar hatten Sandra und ich zunächst keine Lust, aber wir gingen dennoch mit, schon allein, weil wir die anderen sonst nie wieder gefunden hätten in der Riesenmetropole. Und trotz aller Bedenken am Anfang, hat es uns nicht nur gefallen, wir waren begeistert. Die Eremitage oder Эрмитаж ist im Winterpalais und 3 angeschlossenen Häusern angesiedelt. Es sind soviele Kunstwerke angesammelt, dass man, wenn man sich mit jedem eine Minute beschäftigen will, 11 Jahre dort verbringen würde. Gottseidank hatten wir eine Führung durch die äußerst kompetente Лена. Vor allem Rembrandt und der Impressionismus, aber auch manche Porträts haben es mir schon angetan. Im Museumsshop haben wir uns dann auch gleich mit Postkarten und so weiter eingedeckt. Nach dem Museumsbesuch hatten wir Freizeit. Anke und ich gingen zurück zum Nevski Prospekt, in den größten Buchladen der Stadt, dort tranken wir auch eine sehr teure heiße Schockolade, im Buchladen trafen wir dann auf Christina, Franzi und Flora, mit denen wir die Arkaden, dem 5 km langen (auf zwei Etagen verteilt und im Viereck gebaut) Einkaufszentrum erkundeten. Irgendwie waren wir in Hut-Stimmung und probierten alles an, was nicht zu weit oben im Regal war. Hutgesicht-Anke kaufte sich dann auch einen schönen Hut für die Sommerfrische in Jurmala…;-)
Danach wollten wir noch ein anderes Einkaufsparadies begutachten, eines der ältesten der Stadt, aber es war leider nicht mehr offen. So machten wir uns dann langsam aber sicher auf den Rückwed zum vereinbarten Treffpunkt und warteten dort mit den anderen auf den Bus. Der kam und die Heimfahrt konnte, nach einem kurzen Zwischenstop im Hypermarkt, beginnen. Die Fahrt war um einiges angenehmer als die Hinfahrt – wahrscheinlich waren wir ans Sitzen im Bus einfach schon gewöhnt. Der Grenzübergang zwischen 2 Uhr und 4:30 Uhr OESZ war dann aber doch eine Tortur. Raus aus dem Bus mit dem ganzen Gepäck auf russischer Seite und stundenlanges Warten, dann rein in den Bus, 100 m bis zum estnischen Zoll und dort, ohne Gepäck, raus und zur zweiten Passkontrolle. Selbst eine Schnecke schafft die 300 m schneller als wir am Mittwochmorgen. Dann ging’s ohne weitere Unterbrechung nach Riga, wo wir gegen 7, halb 8 ankamen. Da ich am Zoll meine Zähne putzte und zu Hause das Bad sofort von einem Spanier besetzt war, flog ich einfach nur noch ins Bett und schlief bis 4 Uhr. Abends ging ich dann noch mit Stephi und Sandra ins Albert Hotel einen Cocktail trinken, sehr lecker…
Fazit der bishierhin 1894 Wörter: St. Petersburg ist eine wunderschöne Stadt (auch wenn das Wetter zum Davonlaufen war), die man gesehen haben sollte, wenn es irgendwie geht, und in die ich auf jeden Fall zurückkehren möchte; Bildkunst kann auch mich begeistern (Kadinsky, ich liebe ihn…); die russischen Männer dort sind sehr höflich (ist frau von den lettischen nicht mehr gewöhnt), allgemein sind die Leute in St. Petersburg definitiv offener als in Riga, wenn ihr Englisch auch quasi nicht vorhanden ist, aber wofür lernt frau Russisch 🙂 ; ESN Trips sind immer noch relativ schlecht organisiert; (Pskow war ja ganz nett, aber ein Tag mehr in St. Petersburg wäre mir lieber gewesen, mehr Freizeit vor allem!!! Ich bin doch keine 12 mehr und brauch den ganzen Tag Bespaßungsprogramm…) Und Bier kann frau trinken, muss aber nicht :p .